Statthalter im Großherzogtum Posen- Fürst A.H. Radziwill besuchte J.W. von Goethe in Weimar. Er wollte Goethe Partiturfragmente seiner Oper persönlich präsentieren. Der berühmte Dichter verlieh seiner Begeisterung für die Musik Ausdruck und unter ihrem Einfluss führte er einige kleine Änderungen im Text „ Faust“ ein. F. Chopin, der sich in Antonin beim Fürsten Radziwill aufhielt, schrieb 1829 in einem Brief über die Musik zu „Faust”: „ ich habe viele Sachen gefunden, die so gut sogar genial durchdacht waren, dass ich selber vom Fürsten nie hätte erwarten können. „.
Die Oper (Singspiel) von A.H. Radziwill entstand in den Jahren 1808- 1832 u.a. im Gut des Fürsten im niederschlesichen Ruhberg ( Ciszyca ). Zwei Jahre nach dem Tod des Komponisten führte die Sing-Akademie zu Berlin die ganze Oper auf. Mit Bedauern ist anzumerken, dass die in der Geschichte der Weltoper erste Vertonung von Goethes Werk auf ihre Aufführung in voller Länge in unserem Land umsonst gewartet hat. Die erste Aufführung in Wojanów (Schildau) und die zweite auf dem Heiligen Berg in Gostyń (Gostyn) werden ein wichtiger Schritt bei der Entdeckung eines bisher unbekannten Kapitels in der Geschichte der polnischen Musik sein.
Ich lade Sie herzlich ein, Wojciech Czemplik, Künstlerischer Leiter
Marek Dyżewski, Musiker, Publizist, Animateur des musikalischen Lebens und Hochschullehrer, Rektor an der Musikakademie in Wrocław (Breslau) 1990- 1994:
Beurteilung zur konzertanten Aufführung von Goethes Tragödie „Faust“ Die geplante konzertante Aufführung Goethes „ Faust” mit der von Anton Heinrich Radziwill komponierten Musik hat eine große Chance erfolgreich zu sein- nicht nur in der polnischen, sondern auch in der europäischen Musikkultur. Es gibt einige Gründe dafür.
Erstens: Fürst Radziwill war im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts eine herausragende Gestalt im künstlerischen Leben Berlins. Sein großartiges Schloss, in dem sich später die Reichskanzlei befand, war ein Zentrum des musikalischen, literarischen und theatralischen Lebens.
Zweitens: eine Vorstellung von der Größe des Fürsten gibt uns sein Freundeskreis- mit Beethoven, Mendelssohn und Chopin an der Spitze, die ihm ihre Werke widmeten.
Drittens: Radziwills Vertonung von Goethes „ Faust“, die 1835 in Berlin zum ersten Mal in voller Länge erklang, war die erste Vertonung dieser Tragödie in ihrer Geschichte.
Viertens: die Aufführung dieses Werkes im Schloss Wojanów (Schildau) macht den Moment noch attraktiver, denn das zu Unrecht vergessene Werk, das den frühromantischen Opernstil exemplifiziert, kann in direkter Nähe des Ortes seiner Geburtsstunde ( Schloss Ruhberg – Ciszyca in Schmiedeberg - Kowary) seine Rückkehr feiern.
Fünftens: diese Aufführung verweist auf eine Tendenz des gegenwärtigen Musiklebens, eher auf ein meistgespieltes Repertoire zu verzichten und lieber unbekannte aber genauso sehenswerte Werke zu präsentieren.
Die polnische Frühromantik vor Chopin, die so bescheiden auf Konzertbühnen und bei Aufnahmen vertreten ist, enthüllt uns tatsächlich im Radziwills „Faust“ ihr neues Antlitz.